Wegweiser durch das Internet für den Geschichtsunterricht. Klaus Fieberg.
Published on H-Soz-u-Kult (August, 2001)
Nicht nur Boris "Bobbele" Becker hat den Weg hinein gefunden. Auch viele Historiker sind laengst "drin", im weltweiten Datennetz. Es wuerde Wochen dauern, sich durch alle Internet-Seiten zu klicken, die fuer den Geschichtswissenschaftler interessante Inhalte bieten. Das Spektrum der Angebote reicht von den Historischen Seminaren an Universitaeten ueber Archive, Museen und Bibliotheken bis hin zu den teilweise gut gemachten Web-Auftritten von Schulen und interessierten Laien. Das Internet setzt Massstaebe: Studenten muessen ihre Scheu vor der Computermaus spaetestens im Proseminar ablegen. Nach wichtiger Literatur zu recherchieren, die Thesenpapiere per E-Mail-Verteiler an die Kommilitonen zu schicken und Quellen auf dem Datenhighway zu finden, ist fuer viele schon eine Selbstverstaendlichkeit geworden. Im Nachteil ist, wer sich Klicks und Tricks noch nicht im Selbststudium angeeignet hat und nach dem ABC nun muehsam das WWW lernen muss. <p> Um so wichtiger ist also, dass kuenftige Historiker rechtzeitig in der Schule lernen, mit dem bedeutenden Medium unserer Informationsgesellschaft richtig umzugehen. Waehrend viele Fuenftklaessler jedoch schon muehelos durch das Netz surfen, sind viele Geschichtslehrer bedauerlicherweise noch "Nichtschwimmer". Vor allem fuer sie, aber nicht nur fuer sie, ist die neue CD-ROM "Wegweiser durch das Internet fuer den Geschichtsunterricht" gedacht. Der nuetzliche "Silberling" geht zurueck auf Gespraeche und Planungen im Vorfeld des Aachener Historikertages im vergangenen Jahr und will dem wenig geuebten, aber auch dem versierten Kollegiumsmitglied einen einfachen Einstieg ins World Wide Web bieten. Die mit einem Preis von 19,80 Mark preisguenstige CD-ROM erspart Geschichtslehrern das langwierige und muehsame Klicken durch ein Meer von Informationsmuell, indem sie mit chronologisch und thematisch gut gegliederten Links und Surftipps aufwartet. <p> Einige der wichtigsten Internet-Seiten mit historischen Inhalten sind komplett auf der Scheibe verfuegbar--damit werden "Trockenuebungen" zu Hause ohne Verbindung zum Netz moeglich. Unterschiedliche Epochen und Kulturraeume, von der Fruehgeschichte bis zur Zeitgeschichte, koennen auf den Monitor gezaubert werden, auch entlegenere Bereiche des Fachs wie Umweltgeschichte, Kommunikationsgeschichte oder historische Kartografie fehlen nicht. Empfehlenswert ist aber, die CD-ROM auch als Plattform fuer gezielte Ausfluege auf die Datenautobahn zu nutzen. Denn neben den "offline" verfuegbaren Inhalten findet der Nutzer viele fachkundig kommentierte Internet-Adressen. Ein Klick genuegt, und das weltweite Datenwissen flimmert auf dem heimischen Bildschirm. <p> Damit nicht genug: Fuer Anfaenger liegen grundlegende Texte fuer die Arbeit mit dem Internet bereit, in einem Internet-Glossar kann der Nutzer beispielsweise ihm unverstaendliche Fachtermini nachlesen--von A wie Account bis Z wie Zip-Datei. Aufsaetze thematisieren methodologische Probleme und Fragestellungen zum "Lernen mit dem Netz". Und Beispiele fuer den Einsatz von Internet-Ressourcen im Geschichtsunterricht werden gleich mitgeliefert. Zu ausgewaehlten Schwerpunkten--wie etwa "Hanse und Handel", "Arbeiterbewegung" oder "Medizingeschichte" werden ausfuehrliche Recherchen mit hilfreichen Kommentaren praesentiert. Eine "Website-Rallye" soll den Inhalt der CD-ROM spielerisch erschliessen. Quizfragen testen, ob sich der Nutzer an Bilder, Adressen und Rechercheergebnisse erinnert. <p> Eine CD-ROM bleibt naturgemaess hinter den Moeglichkeiten des Internet zurueck. Denn das Netz veraendert sich taeglich, stuendlich, minuetlich. Und so kann es sein, dass einige der Pfade, die von der Silberscheibe in den Datendschungel fuehren, bald zugewachsen sind. WWW-Seiten veraendern ihr Gesicht, Internet-Adressen aendern sich, neue Inhalte kommen hinzu, andere verschwinden. Deshalb soll eine Aktualisierung zumindest der Links per Download laut Autoren moeglich sein. Wuenschenswert waere auch eine Volltextsuche fuer den Inhalt der gesamten CD-ROM gewesen. Was auf guten Seiten im Internet bereits seit laengerem Standard ist, sollte auf einer Handreichung auch fuer ungeuebte "Surfer" nicht fehlen. Ohne diese--bei einer zweiten Auflage leicht zu implementierende--Funktion kann die Suche nach Themen, Teilaspekten und Dokumenten fuer den eiligen Benutzer bisweilen zu einer kleinen Odyssee werden. Schade ist auch, dass die CD-Rom nicht staerker noch mit den genuinen Moeglichkeiten des Internet spielt. Denn gerade das Zusammenwirken von Text, Bild und Ton macht neben dessen Aktualitaet den Reiz des Mediums aus. <p> Dennoch: Dem Surf-Anfaenger bietet die CD-ROM eine einfach zu handhabende Spielwiese, dem Profi erschliesst sie mit wenigen Klicks in Sekundenschnelle die wichtigsten Links. Wer als Geschichtslehrer "drin" sein will, sollte sich den "Silberling" anschaffen, der auf dem deutschen Markt bisher noch seinesgleichen sucht.
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Citation:
Review of , Wegweiser durch das Internet für den Geschichtsunterricht.
H-Soz-u-Kult, H-Net Reviews.
August, 2001.
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