LeMO: Lebendiges virtuelles Museum Online. Deutsche Historische Museum, Berlin (DHM).
Published on H-Soz-u-Kult (June, 2000)
Seit Januar 1999 kann das LeMO [www.dhm.de/lemo], das "Lebendige virtuelle Museum Online", im Internet besucht werden. Das Grossprojekt mit einem Gesamtetat von 3 Millionen DM, getragen von den zwei grossen Geschichtsmuseen des Bundes, dem Deutschen Historischen Museum in Berlin und dem Haus der Geschichte in Bonn, sowie gefoerdert vom Deutschen Forschungsnetz (DFN), der Telekom-Tochter Berkom und dem Bundesbildungsministerium versucht eine umfassende museal anmutende Darstellung der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts in einer sogenannten Internet-Ausstellung. Mehr als 5.000 multimediale Web-Pages wurden erzeugt, 2.000 Exponate digitalisiert, 400 Audio- und Videodokumente bereitgestellt, 800 Biographien und 100 Jahreschroniken verfasst. Kernstueck des Modellprojekts bilden jedoch 13 dreidimensionale VRML-Welten, die der Besucher durchschweben und sich auf einem Rundgang durch ein imaginaeres Museum zur deutschen Geschichte der letzten 100 Jahre naehern kann. Das LeMO ist mittlerweile angeschwollen auf ein Datenmeer aus insgesamt 1,7 Gigabyte. 15.000 m² Ausstellungsflaeche braeuchte man wohl, wollte man alle in LeMO ausgestellten Exponate praesentieren. Nach Angaben der Betreiber erzeugen 35.000 Besucher monatlich mehr als 1,2 Million Seitenzugriffe. Die eindrucksvolle Statistik dieses Vorhabens muten wie die erfolgreiche Bilanz eines grossen Unternehmens an. Wie immer, wenn eines der beiden grossen Geschichtsmuseen etwas in die Hand nimmt. <p> Andererseits wird von Seiten der LeMO-Macher gerne darauf hingewiesen, dass es sich bei diesem Projekt um ein Experiment gehandelt habe, selbstkritisch einraeumend, dass man vielleicht nicht mit allem zufrieden ist und einiges doch anders lief, als man es sich vielleicht anfangs gedacht hatte. Das schoene an Experimenten ist ja, dass etwas schief gehen kann--und dann niemand wirklich Kritik ueben darf. Deshalb vorab: Hochachtung fuer eine grosse Kraftanstrengung sowie fuer die emsige und ausdauernde Arbeit, vielen Dank fuer die Bereitstellung eines durchaus beeindruckenden Datenpools aus Text-, Bild-, Ton- und Videodokumenten. <p> Doch bei aller Euphorie, die um das LeMO erzeugt wird, muessen einige kritische Anmerkungen erlaubt sein. Der Untertitel des LeMO--eine "Internet-Ausstellung"--weckt die Hoffnung, das jeder, der nur ueber einen mehr oder minder schnellen Internetzugang verfuegt, auch einen Ausflug in das grosse Online-Museum zur deutschen Geschichte machen kann. Doch weit gefehlt: die aufwendigen 3-D-Welten sind nichts fuer einfache Rechner und langsame Modem- oder ISDN-Verbindungen. Das ganze Projekt wird erst ueber Computer in breitbandigen Netzen wirklich nutzbar. Wer von seinem heimischen PC aus einen Besuch starten moechte, wartet, nachdem er sich womoeglich zuvor noch extra das noetige VRML-Plug-in herunterladen musste, zunaechst einmal Minuten, bis sich die ersten ruckenden Bilder aufbauen. Zaeh gestaltet sich das Steuern um die erste Ecke des ersten Raumes der Kaiserzeit, der in seiner Gestaltung eher an die Aesthetik eines Vorstadt-Moebelhauses denn an ein Museum erinnert. Klickt der Besucher eines der Objekte an, werden ihm auf langen recht textdominierten HTML-Pages vertiefende Informationen angeboten. Der "virtuelle" Besucher koennte schon dann seine Visite entnervt abbrechen. Will er sich das Ganze dann doch einmal naeher anschauen, bleibt nur der Gang zu einer LeMO-Praesentation oder an einen PC-Terminal im Foyer des realen Museums. Bis dahin hat er aber schon etliche, fuer ihn jedoch sinnlose PageImpressions erzeugt. Es ist bedauerlich, dass die virtuellen Welten des LeMO, die den Kern und das Aushaengeschild des Projektes bilden, nicht Teil des Massenmediums Internet sind, sondern ein elitaeres Vergnuegen fuer die Wenigen bleibt, die ueber einen breitbandigen Anschluss verfuegen. Zugute halten muss man den Machern, dass Realitaetstauglichkeit nie der Anspruch des Projekts war. Seltsam nur, dass man ein Museum baut, in das eigentlich niemand reinschauen kann. Das erinnert doch sehr an das Rathaus der Buerger von Schilda, aus dem ja bekanntlich niemand herausgucken konnte. <p> Vorwerfen kann man das den LeMOs nicht. Sie hatten ja, wie gesagt, nie den Anspruch, ein besucherorientiertes Museum, eine jedem zugaengliche zeit- und mediengerechte Informationsumgebung, zu gestalten. Antrieb der Arbeit war vielmehr, fuer das Hochgeschwindigkeitsnetz des DFN Inhalte zu generieren und den Informatikern des Fraunhofer Instituts auf diese Weise eine VRML-Spielwiese zum Test von 3-D-Welten zu bieten. Ein repraesentatives Vorzeigeprojekt, das etwas hermacht und sich gut vorzeigen laesst, wenn das LeMO als ein Modell fuer E-Commerce-Environments verstanden werden soll, die man schliesslich verkaufen moechte. Ein durchaus legitimes Vorhaben. Bedenkenswert ist in diesem Fall jedoch die Degradierung des Museums als Vorstufe fuer Kaufhausanwendungen. Fragen darf man dann aber danach, ob die Grundentscheidung fuer diesen Weg der Umsetzung eines "virtuellen Museums" wirklich gut ueberlegt war. Fragen sollte man auch duerfen, ob das Projekt wegweisend fuer die Auseinandersetzung des Museums mit dem Internet war. Wurde ein Markstein gesetzt? Sind Impulse zu erwarten? Oder stellt das LeMO ein Beispiel dafuer dar, wie man es wohl besser nicht machen sollte--eine Sackgasse? <p> Alle in LeMO gespeicherten Text-, Bild-, Audio- und Videodaten koennen neben dem Weg ueber die VRML-Welten auch in einer HTML-Version erschlossen werden. Ein alternativer Zugang zu den Informationen, den jedermann auch mit einer durchschnittlichen Netzanbindung zumutbar browsen kann. Ein akzeptabler Kompromiss mit dem Stand der gegenwaertigen Technik. Unbestritten und beeindruckend ist die ueberwaeltigende Fuelle des zusammengetragenen Materials. Unzweifelhaft auch die hohe fachliche Kompetenz der Autoren. Diskutabel wie immer die Inhalte. Legitim und nachvollziehbar das Bestreben, in dem manchmal so anarchischen Raum des Internets als eine gesellschaftlich anerkannte Institution in Sachen Geschichte Flagge zu zeigen, wissenschaftliche Autoritaet fuer sich zu reklamieren und Stellung zu beziehen: dem Informationssuchenden auf diese Weise Orientierung zu geben, sich bewusst und mit aller Macht im Internet von der bunten Vielzahl der selbsternannten Geschichtserklaerer, den Kleingeistern von ganz Rechts- und Linksaussen, den naiven Hobby-Historikern mit ihren Fan-Pages, den Sammlern und esoterischen Weltdeutern abzusetzen. Kritisiert werden muss jedoch die Machart dieser breiten HTML-Dokumentation: der wenig einfallsreiche Umgang mit den Moeglichkeiten, die das Medium Internet als Kommunikations- und Informationsmedium heute schon besitzt und in vielen Beispielen tagtaeglich beweist. <p> Eine Schluesselfunktion in der Gestaltung grosser Wissenslandschaften im Internet faellt dabei der Informationsarchitektur zu, den Fragen nach der besucherorientierten Aufbereitung von Informationen unter Usability-Gesichtspunkten. In LeMO haben diese Fragen offensichtlich nur am Rande eine Rolle gespielt. So jedenfalls wirkt die Website. Schade, ist eine gelungene Informationsarchitektur doch der entscheidende Erfolgsfaktor grosser Info-Sites, in dem der browsende, die Inhalte scannende Besucher noch schwieriger zu halten ist als der durch das Museum Spazierende. Die radikale Einbeziehung der Wahrnehmungs- und Lesegewohnheiten der Besucher ist das entscheidende Kriterium bei der Planung von Websites: sinnmachende Navigationsstrukturen und durchdachte Benutzerfuehrung, die aufeinander abgestimmte Organisation von Text, Struktur und Design. Das muss nicht zwangslaeufig heissen, die Verhaltensweisen des Nutzers zu bedienen. Darueber nachdenken und sich damit auseinander zu setzen, gegebenenfalls damit zu spielen, genau das waere ein lohnenswertes Experiment im Online-Museumsbereich gewesen. Es verwundert allemal, das gerade Museumsfachleute, die in den letzten Jahren "audience-driven museums" konzipierten, das nicht zuwege bringen, muessten sie doch eigentlich auch gute Informationsarchitekten sein. Durch die Beruecksichtigung einfacher Grundregeln fuer das Design hypermedialer Strukturen haetten sich grosse Effekte erzielen lassen, die den vielen Besuchern, die ja offensichtlich vorbeischauen, auch einen hohen Gewinn verschafft haetten. Stattdessen gehen sie unter im "Meer der Zeit". <p> Die Kritikpunkte im Einzelnen: Nuetzliche und hilfreiche Navigationswerkzeuge, gar eigens zur Orientierung des Nutzers gedachte, stets praesente Hilfe-Funktionen sind Mangelware oder werden gut versteckt. Eine Sitemap etwa, die dem Besucher seinen jeweiligen Standpunkt im Museum oder auf einer Zeitleiste markiert und ihm ueber eine visuell gestaltete Oberflaeche, eine Art Landkarte, einen direkten Einstieg in die verschiedenen Raeume des Museum anbietet, fehlt im LeMO ganz. Eine uebersichtlich gestaltete Suchfunktion fuer den gezielt nach Informationen Suchenden ist immerhin vorhanden. Sie sollte nur von jeder Seite des Systems auch aufrufbar sein. Informationen darueber, welche technische Ausstattung notwendig ist, um die VRML-Welten zu erschliessen, werden nicht direkt auf der Homepage platziert, sondern verbergen sich--warum auch immer--in der Rubrik "Das Projekt". <p> Die Navigation innerhalb des LeMO-Hyperspaces ist ebenfalls verwirrend und leider nicht intuitiv erfassbar. Das sich auf allen Seiten befindliche Hauptmenue beispielsweise, ueber das der Besucher schnell zur Homepage, der jeweiligen Epochen-Subhomepage und den chronologisch benachbarten Rubriken gelangen kann, ist am Fussende der Seite angesiedelt. Bei umfangreichen Seiten ist dieses wichtige Navigationswerkzeug nicht sichtbar. Ausserdem sind die Schaltflaechen des Hauptmenues nicht gleich als "Buttons"-- Knoepfe, die man druecken kann--zu erkennen. Kleine Pfeile (vor/zurueck/top) wuerden hier gute Dienste tun. Auch der schwarz-rot-goldene Kubus im Hauptmenue, der gleichzeitig Link zur Homepage ist, erklaert sich nicht von selbst. <p> Die Orientierung des Besucher koennte darueber hinaus durch ein klarer erkennbares Farbleitsystem und den staerkeren Einsatz verstaendlicher Piktogramme wesentlich gefoerdert werden. Ansaetze dazu finden sich in der Kennzeichnung der unterschiedlichen Quellen am Ende eines jeden Artikels. Die Markierung der gegenwaertigen Position des Besuchers im Hyperspace (z.B. in einer Zeitleiste) beugt dem Lost-in-Hyperspace-Gefuehl, der Gefahr des Ertrinkens im Informationsmeer, vor. Eine eindeutige Positionsbestimmung ist gerade bei der verwirrenden Vielzahl von Links wichtig, von denen es im Text nur so wimmelt und von denen man den Eindruck hat, dass sie reichlich gesetzt wurden, um ja den Anschein von Hypertextualitaet zu wahren. Nebenbei: Nicht jeder gesetzte Link macht Sinn. <p> Leicht uebersehen werden auch die an einem vertikalen Balken befestigten Verweise zu den fuer jedes Jahr vorhandenen Jahreschroniken. Der vertikale Balken ist der einzige visuelle Rubriken-Marker neben den Ueberschriften, die einmal mit Linkfunktionen ausgestattet, ein andermal nicht. Als Rubriken-Marker ist diese unscheinbare Linie jedoch zu blass. Und warum werden eigentlich Texte und Abbildungen durch diese Linie so klar voneinander separiert? Besteht der Vorteil von Hypermedia nicht gerade darin, beides zusammenzufuehren und miteinander zu verknuepfen? Ausserdem: Die Texte sind viel zu lang. "Write no more than 50 percent of the text you would have used to cover the same material in a print publication [...]. Keep your texts short" (Jakob Nielsen [www.useit.com], Designing Web Usability, 2000, S. 101), ist eine weitverbreitete Regel fuer das Schreiben im Netz: Texte segmentieren nach dem Hypertext-Prinzip, sie in sich klar strukturieren, auf erzaehlende und bildhafte Sprache verzichten; Jeder Absatz sollte aus sich selbst heraus verstanden werden koennen, ohne das Lesen von anderen Seiten zwingend vorauszusetzen. Lesen am Bildschirm und Lesen im Hypertext funktioniert halt anders als das Lesen von Papier. Das Schreiben von Hypertexten ist also auch etwas anderes als das Schreiben eines Geschichtsbuchs. Das Wahrnehmungsverhalten der Besucher zu beruecksichtigen, etwas, was fuer Gestaltung von realen Ausstellungen gilt, sollte bei der Umsetzung von Internet-Ausstellungen nicht vergessen werden. "Schreiben, um besucht zu werden" [http://www.ids-mannheim.de/grammis/storrer/publik.html] heisst ein Beitrag von Angelika Storrer mit Blick auf das Internet, der eben das thematisiert. Das LeMO erweist sich leider als ein Lesemuseum zum Ausdrucken. Die wenig reflektierte Informationsarchitektur, die das LeMO kennzeichnet, scheint den Umgang des Projekts mit dem Medium Internet deutlich zu machen. Die Informatiker waren in ihren VRML-Welten drei technische Schritte voraus, die Historiker, dem Buch verhaftet, hinkten hinterher. Die gute interdisziplinaere Zusammenarbeit zwischen Informatikern und Historikern ist sicher lobenswert. Die vermittelnde Schnittstelle dazwischen, die Jobs des Informationsgestalters- und managers und des Kommunikationsdesigners, die beide Bereiche im Auge behalten und nach der Wirkung der Informationen auf die Besucher fragen, blieben wohl unbesetzt. <p> Das LeMO ist zudem ein sichtbarer Ausdruck der unuebersehbaren Zentralisierungsbewegungen im Netz, ein starrer Klotz im wuseligen produktiven Chaos des eigentlich dezentralen und nicht auszurechnenden Cyberspace, ein maechtiges Statement der offiziellen Historiographie, Zeichen einer Eroberermentalitaet: Man besetzt Felder, damit dies andere nicht tun koennen. Wie schon gesagt, eine legitime Strategie. Doch leider verschliesst sich das Projekt damit den stark ausgepraegten dialogischen Strukturen und Kommunikationsformen, die das Internet doch vor allem praegen. Gut, ein Gaestebuch gibt's und auch ein WebCam, aber sind das nicht nur scheinbare interaktive Kommunikationsangebote? Ansaetze der wirklich mutigen und offenen Auseinandersetzung fehlen. Die Idee des "kollektiven Gedaechtnisses" scheint da als ein positiver Ansatz herauszufallen. Gesammelt und praesentiert werden Erfahrungsberichte von Zeitzeugen, die den einzelnen Raeumen und Zeitabschnitten des LeMO zugeordnet und angehangen werden. Sie bereichern die Texte der Historiker und relativieren sie manchmal auch. Im "Kollektiven Gedaechtnis" liegen die wirklich interessanten Entwicklungsmoeglichkeiten des LeMO, hier koennte das virtuelle Museum dann doch noch lebendig werden, wie es im Titel ja versprochen wird. Aber bisher setzen sich die Erfahrungsberichte groesstenteils aus Tagebucheintraegen aus den Archiven und aus Zeitzeugeninterviews, gesammelt von ausgewaehlten Schuelerklassen, zusammen. Recht ausfuehrlich sind die Berichte. Eigene Beitraege koennen zwar hinzugefuegt werden, sie muessen jedoch an eine Redaktion geschickt werden. Zwei Huerden, die mehr abschrecken als dazu einladen, selbst, in wenigen Minuten vielleicht und direkt nach dem Besuch im Museum, einen Beitrag zu verfassen. <p> An Wert, Bedeutung und Vitalitaet gewinnen wuerde das kollektive Gedaechtnis, gestaltete man es wie eines der vielen offenen Diskussionsforen, die das Netz lebendig machen: Mittels eines Formulars wird der Besucher aufgefordert in wenigen Saetzen seine Erfahrungsberichte, seine Meinung, seine Interpretation zu einem zuvor von einer Redaktion gesetzten Diskussionsthemen zu aeussern. Etwa: "Wie erlebten Sie die deutsche Wiedervereinigung?" Historiker und Personen des oeffentlichen Lebens koennten den Diskussionen zusaetzlich Impulse geben. Durch ihre fachlich fundierten Statements oder ebenfalls persoenlichen Berichte wuerden sie immer wieder neue Straenge des Diskurses eroeffnen oder aus dem Ruder laufenden Diskussionen wieder eine Richtung geben. Diskussionen und Foren muessten zudem an vielen Orten des Museums anknuepfen koennen und sollten nicht laenger in den separaten Raum des Forums, das nur ueber das Foyer zu erreichen ist, verbannt werden. In der Offenheit und der Dialogizitaet liegt doch gerade eine der Chancen und Staerken des Internets. Auf die Dauer entstuende ein facettenreiches Mosaik, bestehend aus vielen kleinen persoenlichen Erfahrungsgeschichten, verknuepft mit den unterschiedlichsten Lesarten der Geschichte: ein lebendiges Museum eben. Selbstverstaendlich duerften Beitraege, die die allgemeine Netiquette, den guten Geschmack oder den politischen Rahmen missachten, geloescht werden. Ein Beispiel, dass auch konservative Organisationen einer vitalen Forumskultur einen Raum verschaffen, stellt die CDU-Homepage [www.cdu.de] dar: jeder ins Forum gestellte Beitrag wird sofort gepostet, anschliessend von einer Redaktion gelesen und erst dann, wenn es geboten erscheint, zensiert. <p> Nicht zuletzt laesst das LeMO museumsdidaktische Ansaetze vermissen. Man gewinnt den Eindruck, dass die Eltern des Kindes, als es dann geboren war, sich verwundert fragten: Und was machen wir jetzt damit? Schnell wurden in einer Phase LeMO und ein paar Schulen, sieben an der Zahl, zusammengesucht. Als Gegenleistung fuer die breitbandige Verkabelung der Schule haben sie nun den Beweis der didaktischen Verwendbarkeit des LeMO zu erbringen. Ein Manko von LeMO ist es jedoch, dass es von Anfang an nicht als Lernumgebung konzipiert wurde. Lernen ist bekanntlich ein Prozess. Das Bereitstellen von Informationen, und mehr liefert LeMO eben nicht, ist nur der erste Schritt der Wissenskonstitution. Erst im Dialog und der Auseinandersetzung mit den Objekten und den dargestellten Geschichtsbildern entsteht Wissen und neues Geschichtsbewusstsein. Wieder einmal wurde die Staerke des Internet, seine Dialogizitaet, nicht genutzt. Wo wird der Besucher involviert, wo zur Auseinandersetzung mit dem Material aufgefordert? Ermutigungen und die Aufforderung zum schoepferischen Umgang mit Geschichte--Kommunikationsangebote!--fehlen. Hier haette man reichlich experimentieren koennen. Wie man die Medien Museum und Internet geschickt miteinander verbinden kann, stellt die ArtSafari [artsafari.moma.org] des MoMA in New York dar, zugegeben kein Beispiel aus einem historischen Museum, aber ein Gutes dafuer, wie man mit einfachen Ideen und zeitgemaesser Technik eine grosse Wirkung entfalten kann. Das Storyboard in Kuerze: Kinder werden zum Betrachten von Bildern des Museums eingeladen und aufgefordert, sich ein Gemaelde der Sammlung anzuschauen, ueber das Bild nachzudenken und in wenigen Saetzen eine Geschichte dazu zu schreiben. In kuerzester Zeit wird das Kind zum Schauen, Nachdenken und Schreiben animiert. Die verfasste Geschichte wird automatisch abgespeichert. Die Kinder koennen diese dann immer wieder durch Eingabe ihres "Safari-Namens" aufrufen und zum Beispiel spaeter einmal ihren Eltern und Freunden zeigen. So wird zuletzt noch der Dialog ueber Kunst gefoerdert. Ein kleines aber feines Web-Angebot, ein Beispiel wie man mit einfachen Mitteln die ganze Power des Internets nutzt. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass den Machern von LeMO ernsthaft der Wille, die Medien Museum und Internet modellhaft und wegweisend zusammen zu fuehren, offenbar gefehlt hat. LeMO ist in seiner Anlage starr und wenig lebendig. Der Benutzer wird viel zu eng gefuehrt, die Erfahrung, eigene Lesarten, eigene Quer- und Laengsschnitte durch die Geschichte auf Haupt- und Nebenwegen machen zu koennen, wird durch LeMO nicht geboten. Das Medium wird in diesem Fall als Mittel zur Distribution von Geschichtsbildern benutzt. Es foerdert nicht den Dialog.
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June, 2000.
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