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Philipp Gassert, Pavel A. Richter. 1968 in West Germany: A Guide to Sources and Literature of the Extra-Parliamentarian Opposition. Washington: German Historical Institute, 1998.
Ingrid Gilcher-Holtey. Die 68er-Bewegung: Deutschland, Westeuropa, USA. München: C.H. Beck Verlag, 2001. 138 S. (broschiert), ISBN 978-3-406-47983-0.
Kurt Holl, Claudia Glunz. 1968 am Rhein: Satisfaction und Ruhender Verkehr. Köln: Verlag Joachim Schmidt von Schwind, 1998. 312 S. + 600 Abb. ISBN 978-3-932050-11-4.
Wolfgang Kermer. "1968" und Akademiereform: Von den Studentenunruhen zur Neuorganisation der Stuttgarter Akademie in den siebziger Jahren. Ostfildern: Hatje Cantz Verlag, 1999. 260 S. + 102 Abb. (turtleback), ISBN 978-3-89322-446-3.
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Venanz Schubert. 1968: 30 Jahre danach. St. Ottilien: EOS Verlag (Erzabtei St. Ottilien), 1999. 256 S. (turtleback), ISBN 978-3-88096-090-9.
Lutz Schulenburg. Das Leben ändern, die Welt verändern!: 1968. Dokumentation und Bericht. Hamburg: Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg, 1998. 480 S. (broschiert), ISBN 978-3-89401-289-2.
Karl Teppe. Westfälische Forschungen: Zeitschrift des Westfälischen Instituts für Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe: Band 48. Münster: Aschendorff Verlag, 1998. XIII + 881 S. + 25 Abb. ISBN 978-3-402-09227-9.
Christine von Oertzen. Teilzeitarbeit und die Lust am Zuverdienen: Geschlechterpolitik und gesellschaftlicher Wandel in Westdeutschland 1948-1969. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1999. 411 S. (broschiert), ISBN 978-3-525-35795-8.
Reviewed by Detlef Siegfried
Published on H-Soz-u-Kult (December, 2002)
Sammelrez: Forschungsbericht 1968
Weite Räume, schneller Wandel. Neuere Literatur zur Sozial- und Kulturgeschichte der langen 60er Jahre in Westdeutschland
Noch vor wenigen Jahren schnurrten die 60er Jahre in der deutschen Geschichtskultur zumeist auf die Zeit “um 1968” zusammen. In der allgemeinen Wahrnehmung war es erst die Studentenbewegung, die einer vergangenheitsgebundenen und lethargischen westdeutschen Gesellschaft neues Leben einhauchte oder — aus einer anderen Perspektive — die neugewonnene Stabilität gefährdete. Bei einer Sichtung der neueren Literatur fällt auf, dass eine Fixierung auf das Datum 1968 nach wie vor dominiert, aber doch inzwischen ergänzt wird durch einen stärker werdenden Forschungsstrom, der sich den 60er Jahren in einer erweiterten zeitlichen Perspektive zuwendet. Schon vor längerer Zeit haben einzelne Autoren auf den eigenständigen Charakter des Jahrzehnts hingewiesen, in dem nicht nur, wie der Begriff “Studentenbewegung” suggeriert, ein Teil der jungen Generation in Bewegung geriet. Vielmehr befand sich eine ganze “Gesellschaft im Aufbruch”. Hermann Korte, Eine Gesellschaft im Aufbruch. Die Bundesrepublik Deutschland in den sechziger Jahren, Frankfurt/M. 1987. Doch erst vor wenigen Jahren, um 1998, wurde in einer breiteren Linie das Bemühen sichtbar, 1968 zu historisieren. Dreißig Jahre nach dem “Annus mirabilis” war der Abstand groß genug, sich diesem Gegenstand auch wissenschaftlich zu nähern. Claus Leggewie, 1968 ist Geschichte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 22-23/2001, S. 3-6. Der Streit, der um 1968 und seine Akteure in der westdeutschen, dann auch in der gesamtdeutschen Geschichtskultur immer wieder aufgeflackert war, hatte gezeigt, wie wenig abgesichert die Deutungen dieses Phänomens nach wie vor waren. Der Begriff “1968” hatte sich als Unschärfeformel zur suggestiven Vereinheitlichung eines schwer fassbaren Gemeinsamen entpuppt. Als wissenschaftliche Kategorie hingegen war und ist er kaum zu gebrauchen.
Der um 1998 einsetzende Historisierungsschub kam aus verschiedenen Richtungen: Zunächst sollte “1968” als historisches Ereignis in seiner internationalen Dimension vergleichend untersucht werden — so der Ansatz einer Berliner Tagung des Deutschen Historischen Instituts Washington von 1996 und, ergänzt durch den Zugriff über eine analytische Kategorie, einer Bielefelder Tagung von 1997. Die Ergebnisse beider Tagungen lagen bereits 1998 in gedruckter Form vor. Ingrid Gilcher-Holtey (Hrsg.), 1968 – Vom Ereignis zum Gegenstand der Geschichtswissenschaft, Göttingen 1998 (vgl. die Rezension von Axel Schildt in H-SOZ-U-KULT vom 4.1.1999: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=123) sowie Carole Fink, Philipp Gassert, Detlef Junker (Hrsg.), 1968. The World Transformed, Washington, D.C., Cambridge 1998. Andere versuchten das Datum zu historisieren, indem sie aus einer längeren zeitgeschichtlichen Perspektive nach Einschnitten und Transformationsmechanismen fragten. Eine Konferenz der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und der Universität Kopenhagen von 1998 erkundete — eingebettet in einen deutsch-deutschen Bezugsrahmen — die dynamischen Folgewirkungen der “Modernisierung im Wiederaufbau” und umriss ein eigenständiges Profil der 60er Jahre. Axel Schildt, Detlef Siegfried, Karl Christian Lammers (Hrsg.), Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften, Hamburg 2000. Vgl. die Rezension von Thomas Etzemüller in: H-SOZ-U- KULT vom 26.2.2001: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=1229. Eine Tagung des Westfälischen Instituts für Regionalgeschichte in Münster von 2000 knüpfte an die dortigen Projekte zur regionalen Gesellschaftsgeschichte an, die den Zeitraum zwischen 1930 und 1960 umfassen, um den Stellenwert der 60er Jahre in der westdeutschen Nachkriegsgeschichte zu ermitteln. Vgl. die Tagungsberichte von Dorothee Linnemann und Christiane Streubel in AHF-Informationen, Nr. 19 vom 24.3.2000 sowie Christoph Classen, “Naturtrüb”: Die 60er Jahre zwischen Planung und Protest, in: H-SOZ-U-KULT vom 10.7.2000. Wie schnell die Forschung auf diesen Historisierungsschub bereits jetzt reagiert, zeigt sich etwa daran, dass inzwischen weitere Konferenzen stattgefunden haben, die nun bereits nicht mehr die Entwicklungen der gesamten Dekade in den Blick nehmen, sondern einzelne Aspekte näher untersuchen. So etwa die Tagung: Coming to Terms with the Past in West Germany: The 1960s, German Historical Institute, Washington, D.C., University of Nebraska, Universität Heidelberg, April 2001. Vgl. den Tagungsbericht von Philipp Gassert und Alan Steinweis in: Bulletin of the German Historical Institute, Nr. 30, Spring 2002, S. 153-164. Großflächige theoretische Zugriffe treten zunehmend zurück zugunsten einer empirischen Rekonstruktion von Ereignissen und Strukturen, synchronen und diachronen Zusammenhängen. Eine stärkere Hinwendung zum Konkreten signalisiert auch die Tatsache, dass sich unter den neueren Veröffentlichungen eine beträchtliche Anzahl von Dokumentationen sowie Quellen- und Archivführer finden. Insgesamt wird deutlich, dass sich der Blick auf “1968” in drei Richtungen signifikant erweitert hat: durch die Einbettung in einen internationalen Kontext, die eine genauere Bestimmung des Verhältnisses von transnationalen Bedingungsfaktoren und nationalen Spezifika ermöglicht, durch Regionalisierung, die eine Differenzierung unterhalb der nationalen Ebene ermöglicht, und schließlich durch die Einbettung in längere zeitliche Entwicklungslinien, die überhaupt erst eine Antwort auf die Fragen ermöglicht, wie es in den materiell besser gestellten Nachkriegsgesellschaften zu derartigen Protestbewegungen kommen konnte und in welchem Verhältnis diese Bewegungen zur Entwicklung der Gesamtgesellschaften standen.
Vorliegender Literaturbericht soll einige neuere Veröffentlichungen zur Sozial- und Kulturgeschichte der 60er Jahre vorstellen, die zwischen 1998 und 2001 erschienen sind. Vgl. auch die Literaturberichte von Wolfgang Kraushaar, Der Zeitzeuge als Feind des Historikers? Neuerscheinungen zur 68er-Bewegung, in: Mittelweg 36, 8. Jg., 1999, H.6, S. 49-72 und Christoph Jünke, Den Ursprung historisieren? Ein Literaturbericht zum 30. Jubiläum der Revolte von 1968, in: 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, 16. Jg., 2001, H. 2, S. 159-184, die sich auf „1968“ und die „68er-Bewegung“ konzentrieren, sowie Klaus Weinhauer, Zwischen Aufbruch und Revolte: Die 68er-Bewegungen und die Gesellschaft der Bundesrepublik der sechziger Jahre, in: Neue Politische Literatur, 46. Jg., 2001, S. 412-432, der den Bezugsrahmen weiter schneidet. Nur ein Teil der im fraglichen Zeitraum erschienenen Publikationen kann hier näher besprochen werden. Unter den weiteren zeitgeschichtlich interessanten Veröffentlichungen findet sich etwa: Marica Tolomelli, “Repressiv getrennt” oder “organisch verbündet”. Studenten und Arbeiter 1968 in der Bundesrepublik Deutschland und Italien, Opladen 2001. Eine ganz eigene Konjunktur erleben autobiographische Veröffentlichungen, die z.T. wesentliche Informationen und atmosphärisch dichte Eindrücke bieten. So z.B. Dieter Kunzelmann, Leisten Sie keinen Widerstand! Bilder aus meinem Leben, Berlin 1998; Ulrike Heider, Keine Ruhe nach dem Sturm, Hamburg 2001 oder jetzt Uwe Wesel, Die verspielte Revolution. 1968 und die Folgen, München 2002. Aus zeitgeschichtlicher Perspektive spricht vieles dafür, die Dekade etwas weiter zu definieren und die „langen“ 60er Jahre zwischen etwa 1959 und 1973 in den Blick zu nehmen. Dies zeigt für andere westliche Länder jetzt überzeugend: Arthur Marwick, The Sixties, Cultural Revolution in Britain, France, Italy, and the United States, c.1958-c.1974, Oxford 1999. In der Zäsur am Anfang des Zeitraums übereinstimmend und für die 50er Jahre grundlegend: Axel Schildt, Arnold Sywottek, Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Bonn 1993; Axel Schildt, Moderne Zeiten. Freizeit, Massenmedien und “Zeitgeist” in der Bundesrepublik der 50er Jahre, Hamburg 1995. Vgl. demgegenüber jetzt Hanna Schissler (Hrsg.), The Miracle Years. A Cultural History of West Germany, 1949-1968, Princeton, Oxford 2001, die den Bruch wiederum im Jahre 1968 lokalisiert. Dass unter den besprochenen Publikationen diejenigen, die auf “1968” fokussiert sind, das Gros ausmachen, widerspiegelt noch die augenblickliche — allerdings im Wandel begriffene — Forschungslage. Es fällt auf, dass die meisten Publikationen unter dem Label “1968” alle möglichen “progressiven” Tendenzen des langen Jahrzehnts zusammenfassen, so dass die zeitliche Perspektive oftmals sehr viel weiter spannt als angesichts der Titel vermutet werden kann. In dieser Chiffre verdichten sich Entwicklungen, die bereits lange zuvor begannen, weit darüber hinaus ausstrahlten und mehrdeutiger waren als das Label suggeriert. Stärker als bisher hat die diesbezügliche Forschung die Kontexte und Entstehungsfaktoren als eigenwertige Gegenstände thematisiert, so dass die Literatur über “1968” inzwischen bereits zahlreiche Anhaltspunkte für sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte der 60er Jahre bietet, die mit der “Studentenbewegung” nicht unbedingt etwas zu tun hatten.
Während die materiellen, politischen und kulturellen Spielräume der Westdeutschen in den 50er Jahren noch verhältnismäßig eng waren und nach einer enormen Erweiterung ab der Mitte der 70er Jahre wiederum enger wurden, eröffneten sich ihnen in der dazwischenliegenden Dekade scheinbar unbegrenzte Horizonte, so dass schon die Zeitgenossen von “goldenen Jahren” sprachen. Elisabeth Noelle, Erich Peter Neumann (Hrsg.), Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1968-1973, Allensbach 1974, S. 209. Sie hoben sich insbesondere deshalb so scharf von der vorangegangenen Zeit ab, weil seit den späten 50er Jahren die situative Evidenz der “Kriegsfolgengesellschaft” zurücktrat und die grundlegenden Muster der politischen Kultur und der Lebensstile umbrachen. Klaus Naumann (Hrsg.), Nachkrieg in Deutschland, Hamburg 2001. Vgl. zum Folgenden auch Robert G. Moeller, War Stories. The Search for a Usable Past in the Federal Republic of Germany, Berkeley 2001. Allerdings verflüchtigte sich die “Tiefenprägung” der deutschen Gesellschaft durch Traditionalismus und akute Gewalterfahrungen zunächst keineswegs. Sie imprägnierte die kollektiven Vergangenheitsdeutungen und Gegenwartswahrnehmungen, wurde dann aber immer stärker überlagert von Besserstellungs- und Liberalisierungsschüben. In wirtschaftlicher Hinsicht konnten die Zeitgenossen ab dem letzten Drittel der 50er Jahre vom vorangegangenen Aufschwung profitieren. Er schlug sich in einer verlässlichen Absicherung der Existenzgrundlagen nieder — Wohnung und Nahrungsmittelversorgung, Alterssicherung, Vollbeschäftigung. Weil die materiellen Grundlagen weitgehend stabilisiert waren, entstanden Freiräume, die für nicht unmittelbar existenzsichernde Interessen genutzt werden konnten. Die Zunahme der Freizeitbudgets wurde begleitet von einer Explosion an Angeboten zur Freizeitnutzung: Fernsehen, Automobilisierung und Tourismus lieferten die materielle Basis. Hinzu kam, dass sich auch die Arbeitsverhältnisse wandelten und der tertiäre Sektor gegenüber der Industrie, vor allem aber im Verhältnis zur Landwirtschaft an Bedeutung gewann. Heranwachsenden aus unterprivilegierten Schichten versprach die Bildungsreform verbesserte Möglichkeiten der Aneignung “kulturellen Kapitals” und damit des sozialen Aufstiegs. Auf der politischen Ebene sorgte der Übergang vom konservativen Traditionalismus über eine konservative Modernisierung hin zu einer sozialliberalen Modernisierung für die Erweiterung der Spielräume. Ulrich Herbert spricht mit Blick auf die Lebensweisen und politischen Einstellungen von einem “Lernprozeß” der “Liberalisierung”, der in den 60er Jahren einen erheblichen Schub erfahren habe. An dieser Stelle kann nur annotierend hingewiesen werden auf den soeben erschienenen Sammelband: Ulrich Herbert (Hrsg.), Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980, Göttingen 2002. In diesem politischen Modernisierungsvorgang trugen die Integrationsbemühungen der Westalliierten, die Abschottung nach Osten und die massenmediale Erfassung dazu bei, dass sich die Aktionsräume und geistigen Horizonte der Bundesbürger hauptsächlich nach Westen hin erstreckten. Anselm Döring-Manteuffel, Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20. Jahrhundert, Göttingen 1999. Vgl. auch Axel Schildt, Sind die Westdeutschen amerikanisiert worden? Zur zeitgeschichtlichen Erforschung kulturellen Transfers und seiner gesellschaftlichen Folgen nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 50/2000, S. 3-10. Gleichzeitig erleichterte die Deeskalation des Kalten Krieges eine innere Liberalisierung der Gesellschaft. In dieser Umbruchsituation hin zu einer “postindustriellen” Gesellschaft begann jener “Wertewandel”, der in den 70er und 80er Jahren sowohl manche Verhaltensstandards als auch das kollektive Selbstbild der Bundesbürger veränderte. Ronald Inglehart, Kultureller Umbruch. Wertewandel in der westlichen Welt, Frankfurt/M., New York 1989; Helmut Klages (Hrsg.), Werte und Wandel. Ergebnisse und Methoden einer Forschungstradition, Frankfurt/M. 1992. Die Ausdehnung der Möglichkeitshorizonte stand in einem dynamischen Wechselverhältnis mit der Ausdehnung der Erwartungshorizonte: Mit der Nutzung der neuen Spielräume durch die sozialen Akteure entstanden sogleich Zukunftshoffnungen und Reformerwartungen, die das besondere Aufbruchklima der Zeit prägten. Diese Phase endete, als die wirtschaftlichen, ökologischen und politischen „Grenzen des Wachstums“ erreicht wurden. Dennis L. Meadows, Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Reinbek 1973.
Gleichwohl vollzogen sich die Prozesse der Diversifizierung, Enttraditionalisierung und Individualisierung nicht in einem freien Raum, sondern innerhalb eines flexiblen Rahmens, der durch Klassen- und Schichtenzugehörigkeit, Geschlecht, Milieubindungen, Kriegs- und Migrationserfahrungen etc. geformt war. Auch weil dieser Rahmen zwar in Grenzen variabel, aber keineswegs beliebig veränderbar war, kann die Sozial- und Kulturgeschichte der 60er Jahre nicht als ungebrochene Modernisierungsgeschichte gesehen werden. Noch in der zweiten Hälfte der 60er Jahre waren traditionalistische Haltungen weit verbreitet – nicht zuletzt, weil die Gesellschaft sich immer stärker und schneller von den ihnen zugrunde liegenden Normen verabschiedete. Sie behinderten den gesellschaftlichen Wandel teilweise erheblich, gerieten allerdings auch immer mehr unter Druck. So signalisierte etwa der Aufstieg der NPD, dass es in einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung im Laufe des Jahrzehnts zu einer Radikalisierung kam, die sich gegen die politische und kulturelle Verwestlichung und den schnellen Wandel moralischer Normen richtete. Die existentialistische Schärfe, die die Auseinandersetzungen der 60er und frühen 70er Jahre oftmals annahmen, rührte auch aus der Unsicherheit vieler Akteure über die Substanz der westdeutschen Demokratie und die Standfestigkeit ihrer Bürger.
1. Pfade in die Sozial- und Kulturgeschichte der 60er Jahre
Eine Reihe von jüngst erschienenen Publikationen widmet sich Fragestellungen, die nicht in jedem Falle zentral auf die 60er Jahre bezogen sind, aber doch das beschleunigte Transformationstempo am Dekadenwechsel aufspüren und damit ein wesentliches Charakteristikum der Zeit herausarbeiten: den raschen und tiefgehenden gesellschaftlichen Wandel, der nicht erst das Ende des Jahrzehnts, sondern bereits die Jahre zwischen 1958 und 1963 kennzeichnete. Dies gilt etwa für zwei sehr unterschiedliche Arbeiten, deren Erkenntniswert für die Erschließung der fraglichen Dekade hier skizziert werden soll. Als Beispiele für weitere Arbeiten mit vergleichbarer Öffnungsfunktion für sozial- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge: Volker Ackermann, Der “echte” Flüchtling. Deutsche Vertriebene und Flüchtlinge aus der DDR 1945-1961, Osnabrück 1995; Habbo Knoch, Die Tat als Bild. Fotografien des Holocaust in der deutschen Erinnerungskultur, Hamburg 2001; Karl Lauschke, Die Hoesch-Arbeiter und ihr Werk. Sozialgeschichte der Dortmunder Westfalenhütte während der Jahre des Wiederaufbaus 1945-1966, Essen 2000. Während Uta G. Poigers Arbeit über Amerikanisierungstendenzen in den Jugendkulturen der beiden deutschen Staaten sich auf die Jahre des Übergangs konzentriert, Uta G. Poiger, Jazz, Rock, and Rebels. Cold War Politics and American Culture in a Divided Germany, Berkeley, Los Angeles, London 2000. umgreift Christine von Oertzens Studie zur Entwicklung der Teilzeitarbeit explizit die 50er und 60er Jahre und verfolgt damit Transformationstendenzen in einer längeren Linie. Christine von Oertzen, Teilzeitarbeit und die Lust am Zuverdienen. Geschlechterpolitik und gesellschaftlicher Wandel in Westdeutschland 1948-1969, Göttingen 1999. Oft sind die “Halbstarken” der späten 50er Jahre als eine Art Vorgänger der aufrührerischen Studenten von 1968 angesehen worden. Von anderem sozialen Zuschnitt zwar, mit anderen Stilen, aber doch einig in der Rebellion gegen ein fest gefügtes kulturelles Normensystem. Poigers Studie zeigt nun, dass es eine Konfrontation der Stile durchaus gab, dass Lederjacken, Elvistolle, feminisierte Männer und maskulinisierte Frauen die traditionellen Normen und Werte tatsächlich fundamental attackierten, dass jedoch die politische Klasse der Bundesrepublik auf die Herausforderung keineswegs konfrontativ, sondern sogar außerordentlich flexibel reagierte. Fokussiert auf die Jahre etwa zwischen 1955 und 1959, mit einer regionalen Konzentration auf die noch nicht durch eine Mauer geteilte ehemalige Reichshauptstadt, unternimmt Poiger eine Expedition in die Tiefen der Wertewelten nicht nur der West-, sondern auch der Ostdeutschen. Ihre Arbeit unterscheidet sich von den bisherigen Studien, aus denen viel über die “Halbstarken” und die Amerikawahrnehmung westdeutscher Jugendlicher zu lernen war, vor allem dadurch, dass sie nun auch die DDR mit einbezieht und dadurch zu einer Vielzahl neuer Einsichten auch im Hinblick auf die westdeutschen Verhältnisse kommt. Gerade wegen der konsequenten Durchführung der doppelten Perspektive handelt es sich um eine kulturgeschichtliche Pionierstudie. Poiger geht der Frage nach, inwiefern sich in den amerikabezogenen, mit Jazz und Rock ‘n’ Roll verbundenen Verhaltensweisen junger Deutscher Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen und in „rassischen“ Affinitäten ankündigten und wie diese Praktiken im öffentlichen Diskurs verhandelt wurden. Im positiven Bezug auf schwarze Musiker sahen Kritiker eine unerwünschte Verwischung der Rassengrenzen, in hüftschwingenden Jungs und hosentragenden Mädchen eine gefährliche Auflösung der Geschlechterdistinktionen. Nicht nur in der DDR, sondern auch in der Bundesrepublik stand man den kulturellen Angeboten aus den USA mit beträchtlicher Skepsis gegenüber und suchte ihren Einfluss durch die Förderung traditionaler Massenkulturen einzudämmen. In beiden Staaten wurde die Adaption amerikanischer Jugendkulturen durch deutsche Jugendliche zunächst als politische Stellungnahme gedeutet: im Westen als Protest gegen die Gesellschaft, im Osten als Parteinahme für den imperialistischen Westen. Während die politisch Verantwortlichen in der DDR an dieser Position im Prinzip festhielten und erst spät und immer notgedrungen fein dosierte Spielräume zugestanden, so erkannten die Opinion leader im Westen bereits frühzeitig, dass sich westliche Kultur als Waffe im Kalten Krieg einsetzen ließ und zwangen sich zu einer toleranten Haltung. Die entscheidenden Wegbereiter dieser Wende sieht Poiger in den “Cold War liberals”, Politikern und Meinungsführern wie Ludwig Erhard oder Helmut Schelsky, die sich vom traditionellen Kulturpessimismus dadurch unterschieden, dass sie die Lokomotive des Fortschritts nicht aufhalten, sondern sich als Lokomotivführer betätigen und die Richtung bestimmen wollten. Sicherlich kann man darüber streiten, ob diese Personen als “liberal” treffend gekennzeichnet sind — Verteidigungsminister Franz Josef Strauß etwa müsste hier wohl auch einbezogen werden, denn er bemühte sich eingehend darum, der eben gegründeten Bundeswehr den Jazz nahe zubringen, mit der Begründung, dass dieser eine gemeinschaftsbildende Kraft besäße und im übrigen von den totalitären Systemen Nationalsozialismus und SED-Diktatur abgelehnt würde. An der Haltung von Strauß zeigt sich, worüber am Ende der 50er Jahre weitgehende Einigkeit bestand: Während der Osten, in einem Boot mit dem Nationalsozialismus, westliche Kultur verbot, war die Bundesrepublik so frei, auch deren gelegentliche Übertreibungen gelassen zu ertragen. An der Tatsache, dass gerade nicht die fortschrittlicheren Sozialdemokraten, sondern Modernisierer des Konservatismus die Wende zu einer unaufgeregten Haltung gegenüber den Konsumgewohnheiten junger Leute einleiteten, zeigt sich überdeutlich, wie stark der Druck des gesellschaftlichen Wandels bereits geworden war und wie geschmeidig sich die Kraft des Konsums als Kampfmittel im Kalten Krieg verwenden ließ — zur Integration der eigenen Bevölkerung und zur Abgrenzung vom Osten. Poiger zeigt sehr überzeugend, dass dies gelang, weil die westdeutschen Meinungsführer Jazz und Rock ‘n’ Roll “depolitisierten” und zu einem harmlosen Privatvergnügen junger Leute umdeuteten. Allerdings machte gerade die absichtsvolle Depolitisierung der jugendlichen Stile evident, dass Konsum ein politischer Faktor war und blieb. Auch bedeutete die politische Instrumentalisierung der Konsumkultur durch manche westdeutschen Meinungsführer keineswegs, dass auch Volkes Stimme zum kulturellen Eigensinn Jugendlicher künftig schwieg. Vielmehr war diese Front, wie sich dann im weiteren Verlauf der 60er Jahre zeigen sollte, keineswegs pazifiziert. Und schließlich trieben die Sozialwissenschaftler ihre demonstrative Unaufgeregtheit so weit, dass sie noch unmittelbar am Vorabend der Studentenunruhen von einer reibungslosen Einpassung der jungen Generation in die gesellschaftliche Norm sprachen und damit die unübersehbaren Anzeichen für die Ausbreitung jener Subkulturen ignorierten, die kurz darauf als Agenturen des Umbruchs von sich reden machten. Der Mangel an Prognosefähigkeit, den viele Zeitgenossen nach 1968 der westdeutschen Sozialwissenschaft bescheinigten, wird vor dem Hintergrund von Uta Poigers Untersuchungsergebnissen überhaupt erst verständlich.
In geschlechtergeschichtlicher Perspektive gelten bislang weniger die 60er, sondern mehr die 70er Jahre als eigentliche Um- und Aufbruchzeit. Die Auseinandersetzung um den § 218, die Entstehung einer autonomen Frauenbewegung, die Reform des Ehe- und Familienrechts in der zweiten Hälfte der 70er Jahre — all dies legt eine derartige Sicht nahe. Direkter als viele andere Wandlungsprozesse wird dieser Umbruch unmittelbar auf die Impulse von 1968 bezogen, als nämlich Frauen in der Studentenbewegung die politischen Aspekte der privaten Lebensverhältnisse in den Vordergrund rückten und damit die Reproduktion der klassischen Rollenverteilung durch ihre männlichen Genossen attackierten. Die Ergebnisse von Christine von Oertzens akribischer Studie geben Anlass, dieses Bild deutlich zu differenzieren. Denn die Veränderung weiblicher Arbeitsverhältnisse in den 60er Jahren deutet darauf hin, dass sich die feministische Bewegung der darauf folgenden Dekade weniger vor dem Hintergrund fest zementierter Geschlechterverhältnisse herausbildete, sondern ihre Durchschlagkraft gerade deshalb gewann, weil ein Emanzipationsprozess von Frauen auf wichtigen gesellschaftlichen Feldern bereits in vollem Gang war, allerdings auch an seine Grenzen stieß.
Es gehört zu den Legenden über die angeblich so “bleiernen” 50er Jahre, dass Frauen an Heim und Herd gefesselt worden seien. Tatsächlich war die gesellschaftliche Wirklichkeit auch auf diesem Gebiet vielfältiger als das konservative Ideal von der Alleinernährerfamilie es gerne gehabt hätte. Frauen waren immer erwerbstätig, teils als Vollzeitarbeitskräfte, mehr aber stundenweise, oft nach Tätigkeit und Arbeitszeit wechselnd, vor allem mit dem einen Ziel: Existenzsicherung und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen. Weil jedoch die Berufstätigkeit verheirateter Frauen den allgemein üblichen Geschlechterstereotypen nicht entsprach, sondern vermeintlich Rückschlüsse auf den Zustand der familiären Finanzen zuließ und damit die Leistungsfähigkeit des männlichen Ernährers infrage stellte, sollte sie am besten so unscheinbar wie möglich vonstatten gehen. Christine von Oertzen untersucht die Entwicklung der Teilzeitarbeit als derjenigen Arbeitsform, die für Ehefrauen und Mütter typisch war, um der Frage nachzugehen, wie Frauenarbeit in der Bundesrepublik gesellschaftsfähig wurde. Sie zeigt, dass dies um die Mitte der 60er Jahre schließlich der Fall war. Dabei handelte es sich um einen sehr weitgehenden Bruch mit gesellschaftlichen Konventionen, denn seit dem Ende des 19. Jahrhunderts herrschte ein allgemeiner Konsens darüber, dass außerhäusliche Erwerbsarbeit für verheiratete Frauen kein erstrebenswerter Zustand sei, sondern lediglich aus Gründen materieller Not akzeptiert werden könne. Materielle Not war nach dem Zweiten Weltkrieg allgegenwärtig, und daher wurde die weit verbreitete weibliche Erwerbsarbeit als Ausnahme von der Norm akzeptiert — immer mit dem Ziel, bei Besserstellung wieder davon abzulassen. Und tatsächlich änderten sich die Verhältnisse mit dem “Wirtschaftswunder”, allerdings letztlich in einer anderen Richtung als erhofft. In der Mitte der 50er Jahre wollten viele Unternehmen verkürzte Arbeitszeiten einführen, um mit ihrer Hilfe den zunehmenden Arbeitskräftebedarf zu decken. Denn dadurch waren verheiratete Frauen und Mütter zu mobilisieren, die auf diese Weise Berufstätigkeit und Familienarbeit miteinander vereinbaren konnten. Dem widersetzten sich jedoch Frauenverbände und Gewerkschaften, die ganz in traditionellen Bahnen dachten und in der Teilzeitarbeit lediglich eine Möglichkeit sahen, bereits Vollzeit arbeitenden Frauen zu mehr Zeit für die Familienarbeit zu verhelfen. Gegen derartige Widerstände wurde seit 1958 Teilzeitarbeit zunehmend eingeführt und schließlich mehr und mehr auch gesellschaftlich akzeptiert. Der Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft trieb die Eingliederung von Frauen in den Arbeitsprozess wohl voran, jedoch bedingte er ihn keineswegs allein. Vielmehr handelte es sich um einen komplizierteren Aushandlungsprozess, in dem sehr viele Faktoren eine Rolle spielten — nicht zuletzt die verheirateten Frauen selbst, die mit ihrer Entscheidung für die Teilzeitarbeit schließlich auch die widerstrebenden Gewerkschaften zur Revision ihrer Positionen bewegten. Die SPD hingegen förderte schon früh, unmittelbar in der Nachfolge der pragmatischen Wende von Godesberg, die Teilzeitarbeit für “Hausfrauen” und setzte damit in der Folgezeit die CDU beträchtlich unter Druck, deren geschlechterpolitischer Traditionalismus immer mehr hinter den sozialen Realitäten zurückblieb. Schon in den frühen 60er Jahren war es nicht mehr materielle Notwendigkeit allein, die verheiratete Frauen und Mütter an einen außerhäuslichen Arbeitsplatz zwang — auch wenn dies von den Betroffenen aus Akzeptanzgründen immer wieder als Begründung angeführt wurde. An die Stelle der blanken Not trat als Motiv die “Lust am Zuverdienen” — eine schillernde Kennzeichnung, mit der von Oertzen eine ganze Reihe von Motiven einfängt: die partielle Loslösung von rein materiellen Aspekten ebenso wie den “Eigensinn”, mit dem Frauen ihre Entscheidung trafen und durchsetzten, das Moment der individuellen Selbstentfaltung ebenso wie die Befriedigung durch das selbstverdiente Geld und die außerhäusliche soziale Einbindung, die die Arbeitsverhältnisse vieler Frauen kennzeichnete — selbst wenn es sich um Fließbandarbeit handelte. Dies alles kann die Autorin so überzeugend zeigen, weil die Fragestellung aus der Perspektive der Geschlechtergeschichte alle gesellschaftlichen Sphären berührt. Untersucht werden nicht nur die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und die Debatten in Parteien, Gewerkschaften und Verwaltungen. Um die Etablierung der Teilzeitarbeit in der Praxis so genau wie möglich zu erkunden, richtet die Autorin ihr Untersuchungsobjektiv auch auf einzelne Betriebe und Individuen. An den Beispielen Blaupunkt in Salzgitter und Bahlsen in Hannover wird die Ein- und Umstellung auf Teilzeitarbeit in der betrieblichen Praxis untersucht, und Interviews mit früheren Teilzeitarbeiterinnen erlauben tiefe Einblicke in die lebensgeschichtliche Bedeutung der Arbeitsaufnahme, aber auch in die innerfamiliären Problemlagen, denn oft genug musste diese Entscheidung gegen unwillige Ehegatten durchgesetzt werden. In der Familie, aber auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene wurde Teilzeitarbeit schließlich auch nur deshalb akzeptiert, weil es sich um einen Kompromiss handelte. Während verheirateten Frauen und Müttern damit grundsätzlich ein Recht auf außerhäusliche Erwerbsarbeit eingeräumt wurde, blieb doch die Geschlechterhierarchie prinzipiell unangetastet: der Ehemann behielt seinen Status als Hauptverdiener und selbstverständlich durfte die Gattin nur arbeiten gehen, wenn die ordnungsgemäße Haushaltsführung nicht darunter litt.
Es ist schon auffällig, dass die Debatten der 70er Jahre allgemein als zentrale Drehpunkte für die Emanzipation von Frauen angesehen werden, während die nicht weniger spektakulären Diskussionen um Frauenarbeit in den 60er Jahren hingegen in ihrer Bedeutung bislang völlig unterbewertet blieben. Dies hat natürlich auch damit zu tun, dass aus dem Blickwinkel der Gleichstellung die Nachteile des Teilzeitkompromisses kaum zu übersehen waren. Christine von Oertzen hat mit ihrer vorzüglichen Studie nicht nur eine Forschungslücke geschlossen, sondern auch gezeigt, dass die Durchsetzung der Teilzeitarbeit als gesellschaftliche Norm keineswegs auf die Zementierung der Geschlechterhierarchie reduziert werden kann, sondern einen erheblichen geschlechterpolitischen Wandel bedeutete.
2. Wandlungsprozesse in Wissenschaft und Alltagskultur
Einen alltagskulturellen Ansatz für die Interpretation der 60er Jahre bietet der anregende, von Wolfgang Ruppert herausgegebene Band zur „Repräsentation der Dinge“ an. Wolfgang Ruppert (Hrsg.), Um 1968. Die Repräsentation der Dinge, Marburg 1998. Hier operationalisiert der Herausgeber für die 60er Jahre sein bereits anderenorts umrissenes Konzept, in den Artefakten des Alltags “Chiffren” zeitgenössischer Lebenswelten zu sehen. Damit wird eine Dimension erschlossen, die ansonsten eher verborgen bleibt. Vier Detailstudien präsentieren Objekte, die als “dingliche Spuren” (S. 8) zeitgenössischer Sozialkultur interpretiert werden: Plakat, Stereoanlage, Fernsehgerät und modische Kleidung. Der Blick auf die profanen Dinge des Alltags macht deutlicher als viele Studien zu den politischen Aspekten der Studentenbewegung, in welch starkem Maße die Akteure dieser Bewegung in die kulturellen Entwicklungstendenzen ihrer Zeit eingebunden waren, wie stark auch Kritiker der Konsumgesellschaft an der innovativen Kraft der Konsumindustrie partizipierten. Besonders überzeugend gelingt dies Stefan Gauß in seinem Aufsatz über die “Stereoanlage als kulturelle Erfahrung”. Stefan Gauß, Das Erlebnis des Hörens. Die Stereoanlage als kulturelle Erfahrung, in: ebd., S. 65-93. In einem weiten Zugriff umreißt er die Geschichte der Stereoanlage, die Verbesserungen in der technischen Wiedergabequalität, den Weg des Qualitätslabels “High Fidelity” von der Erfindung zur allgemeingültigen Norm für Hörgenuss, seine Vermarktung zunächst insbesondere für ein männliches und sozial bessergestelltes Publikum, aber auch die allmähliche soziale Egalisierung, die im Niedergang der ausladenden Musiktruhe, Eiche rustikal, und im Aufstieg der schlichten Bausteinelemente etwa aus dem Hause Braun sichtbar wurde. An der Stereoanlage zeigt sich exemplarisch, wie sich “um 1968”, und zwar auf internationaler Ebene, eine bestimmte Art der Musikproduktion, -reproduktion und -konsumtion zu einem sehr wesentlichen Faktor generationeller Identität entwickelte. Der Herausgeber selbst bettet die spezifische “Repräsentation” der 60er-Jahre-Dinge — kulturelle Bedeutungen, die den materiellen Artefakten eingeschrieben sind — in die explosionsartige Ausweitung des Massenkonsums seit den späten 50er Jahren ein, arbeitet die stark von Herbert Marcuse inspirierte Kritik vieler junger Intellektueller an der Konsumgesellschaft heraus und fragt nach der Praxis der sozialen Akteure im Umgang mit den Gegenständen der materiellen Kultur. Wolfgang Ruppert, Um 1968 — Die Repräsentation der Dinge, in: ebd., S. 11-45. Die Kommune I, wenn auch keineswegs repräsentativ für die Wohnform damaliger Studierender, machte es vor: Plattenspieler und Fernseher im Dauerbetrieb, Filmplakate an der Wand und am Weihnachtsabend ein ausschweifendes Festmahl, zu dem die Rolling Stones den zeitgemäßen Sound lieferten. Lange Haare, Parka, Afghanenmantel, Cordjeans, Drogen — auch dies zeitgenössische Elemente einer materiellen Kultur, die in jeweils individuellen Mischungen mit anderen “Dingen” zur präzisen Markierung des jeweiligen Oppositionsgrades herangezogen werden konnten.
Der Blick auf einzelne Institutionen und Wissenschaftsdisziplinen hat das Bild von den Entstehungszusammenhängen, Verläufen und Folgewirkungen von “1968” erheblich differenziert. Was die Institutionen betrifft, so konzentrierte sich das Interesse bislang auf jene Bereiche, die von der Studentenbewegung besonders stark beeinflusst wurden — die Hochschulen, insbesondere ihre geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachbereiche. Dass sich daran bis heute noch nicht viel geändert hat, zeigen zwei Publikationen, die sich mit der Entwicklung der Germanistik und in den Bildenden Künsten beschäftigen. Rainer Rosenberg, Inge Münz-Koenen und Petra Boden haben einen Sammelband vorgelegt, der, mit dem Fokus auf die Entwicklung der Literaturwissenschaft, sehr viel mehr Aspekte berücksichtigt als zumeist üblich. Rainer Rosenberg, Inge Münz-Koenen, Petra Boden (Hrsg.), Der Geist der Unruhe. 1968 im Vergleich Wissenschaft — Literatur — Medien, Berlin 2000. Sie gehen der Frage nach, inwieweit „1968“ als “wissenschaftsgeschichtliche Zäsur” angesehen werden kann und verfolgen sie aus drei Perspektiven. Im ersten Schritt richtet sich der Blick nach Westen, um transnationale Elemente der Protestbewegungen in Westeuropa und den USA herauszuarbeiten. In einem zweiten Abschnitt werden Entwicklungstendenzen in der Literaturwissenschaft in West- und Ostdeutschland untersucht, im dritten schließlich über Literatur und Medien in der DDR berichtet — mit einem kurzen Seitenblick auch auf die Tschechoslowakei. Exemplarisch für viele andere Publikationen demonstriert dieser Band, wie unter dem Catchword „1968“ zunehmend lange Transformationsprozesse gefasst werden, die sich über viele Jahre erstreckten. So werden etwa die Untersuchungen zur Entwicklung der Literaturwissenschaft explizit auf die “sechziger und siebziger Jahre” ausgedehnt. Rosenberg und Boden umgreifen in ihren Aufsätzen die gesamten — langen — 60er Jahre als “Zäsur in der deutschen Literaturwissenschaft”, und zwar im Hinblick auf die theoretische und die praktische Entwicklung des Faches. Rainer Rosenberg, Die sechziger Jahre als Zäsur in der deutschen Literaturwissenschaft. Theoriegeschichtlich, in: ebd., S. 153-179; Petra Boden, Probleme mit der Praxis. Hochschulgermanistik zwischen Wissenschaft, Bildung/Erziehung und Politik, in: ebd., S. 181-225. Die beiden komplementär argumentierenden Aufsätze zeigen, dass die Germanistik am Ende der 50er Jahre nicht nur “theoretisch defizitär”, sondern auch als Ausbildungsfach dem explosionsartig gestiegenen Bedarf an gymnasialen Deutschlehrern überhaupt nicht gewachsen war. Die bereits in den frühen 60er Jahren beginnenden Debatten um eine theoretische Neuorientierung unter den Leitsternen Strukturalismus, Marxismus und Sozialgeschichte auf der einen, eine Neustrukturierung des Faches auf der anderen Seite wurden begleitet und angefeuert von einer Kontroverse um die Rolle der Germanistik im Nationalsozialismus, die bereits 1959 von Rudolf Walter Leonhard angestoßen worden war. Wie lange die neuen theoretischen und praktischen Paradigmen fortwirkten, zeigt sich etwa an den Lehrveranstaltungen zur Sozialgeschichte der Literatur an der FU Berlin, die im Sommersemester 1959 aufgenommen, die ganzen 60er Jahre hindurch angeboten wurden, zwischen 1969 und 1972 dann ihre Hochzeit hatten und teilweise über die Hälfte des gesamten Lehrangebots ausmachten. Der Anteil hielt sich bis 1978 auf relativ hohem Niveau. Angesichts dieser Befunde, die unzweideutig auf eine länger andauernde Transformationsperiode verweisen, ausgelöst von veränderten gesellschaftlichen Problemlagen und internationalen Wissenschaftstrends, wird eigentlich immer undeutlicher, welche besondere Rolle dem Datum 1968 zuzumessen ist.
Auch Helmut Peitsch nimmt in seinem Beitrag den längeren Zeitraum in den Blick und untersucht, wie sich unter jungen Literaturwissenschaftlern in Westdeutschland die Entdeckung des Marxismus vollzog. Helmut Peitsch, “Warum wird so einer Marxist?” Zur Entdeckung des Marxismus durch bundesrepublikanische Nachwuchsliteraturwissenschaftler, in: ebd., S. 125-151. Am Beispiel von Thomas Metscher, Helmut Lethen und Gert Mattenklott werden hier, gestützt auf umfangreiches Quellenmaterial, Bedingungsfaktoren, Verläufe und Ergebnisse dieser weit verbreiteten theoretischen Aneignungsbewegung sehr präzise rekonstruiert. Dabei wird deutlich, dass sich bereits seit dem Ende der 50er Jahre marxistisch orientierte Pole herausbildeten, die immer stärkere Anziehungskraft gewannen — Hans Mayer als Autorität in der Literaturgeschichte etwa oder die Zeitschriften “Das Argument” und “die alternative”. Während sich die einen — hier exemplarisch Metscher und Lethen — schon Mitte der 60er Jahre dem Marxismus zuwandten, steht Mattenklott für jene, die erst im Kielwasser der Studentenbewegung auf Marx rekurrierten. Im weiteren Verlauf der Entwicklung differenzierten sich unterschiedliche Ausformungen des marxistischen Ansatzes heraus. Dabei setzt Peitsch die wissenschaftlichen Ansätze der Protagonisten in Beziehung zu den Argumentationslinien und Hegemoniekämpfen der mit ihnen verbundenen Hochschulgruppen. Während Lethen mit Walter Benjamin den Klassenverrat des bürgerlichen Intellektuellen und die Verschmelzung mit dem Proletariat forderte, hielt Metscher es für möglich, auch innerhalb des Bürgertums “fortschrittliche” Positionen zu beziehen. Nach 1968 verfestigten sich diese unterschiedlichen Lesarten des Marxismus in der Option für unterschiedliche Organisationen: Während Metscher zur DKP ging, entschied sich Lethen für die KPD/AO und wurde von ihrer Studentenorganisation KSV unterstützt, Mattenklott arbeitete mit den SEW-nahen ADSG zusammen. Im Konflikt der Gruppen am germanistischen Fachbereich der Freien Universität Berlin wurden die divergierenden Positionen von Lethen und Mattenklott dann unmittelbar politisch gegeneinander ausgetragen. Am Ende wird aus dieser Mikrostudie sehr deutlich, dass der Marxismus keineswegs allein etwas Modisches war, das den Geisteswissenschaften künstlich von außen appliziert wurde. Vielmehr galt er in den 60er Jahren unter manchen westdeutschen Jungintellektuellen durchaus im wissenschaftlichen Sinne als eine bis dahin unterdrückte “Weise, den Modernisierungsprozeß zu verstehen” (S. 127). Dieser Aufsatz ist vor allem deshalb so instruktiv, weil er ein zentrales Problem der Sozial- und Kulturgeschichte der langen 60er Jahre konsequent aus der Entwicklung der gesellschaftlichen Problemlagen und der sich daraus ergebenen geistigen Strömungen erklärt. Es gab eine innere Logik der Entwicklung, die weder durch äußere Manipulation zu erklären ist — etwa durch Machenschaften der Konsumindustrie, der chinesischen Botschaft in Ost-Berlin oder des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR — noch durch besonders forsche Werturteile erhellt werden kann — “Wiedertäufer der Wohlstandsgesellschaft”, “Verrat an der Wissenschaft” etc. Tatsächlich lag angesichts der ungeheuren Kraft, mit der die Umbrüche an allen Enden der Gesellschaft die Wirklichkeit veränderten, der Bezug auf den Marxismus alles andere als fern. Denn mit den Kategorien der Innerlichkeit, des Rückzugs auf das Private, aber auch mit einer rückwärtsgewandten Kulturkritik war dem neuartigen Gemisch aus sozialer Transformation, Politisierung und Hedonismus nicht mehr beizukommen. Vor allem aber reduzierte der Marxismus den Intellektuellen nicht auf die Rolle des Kommentators, sondern er ermöglichte und forderte den Eingriff in den Lauf der Geschichte.
3. Die internationale Dimension
Dass die Entwicklung der westlichen Industriegesellschaften nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in zunehmend ähnlichen Bahnen verlief, hatten bereits die Zeitgenossen festgestellt. Zwar lösten sich nationale Spezifika keineswegs auf, aber der europäische Einigungsprozess, die allmähliche Etablierung demokratischer Systeme in allen europäischen Staaten, die Entwicklung der Konsumgesellschaft hatten doch zu beträchtlichen Annäherungen in Wirtschaft, Politik und Kultur geführt und auch die Differenzen gegenüber den USA zurücktreten lassen. Dieser Annäherungsprozess erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte und er verlief alles andere als harmonisch, so dass zwischenzeitlich durchaus nicht zu übersehen war, welche Richtung die Entwicklung künftig nehmen würde. In den 60er Jahren war es angesichts der Existenz autoritärer Regierungen oder gar faschistischer Diktaturen in westeuropäischen Ländern — Frankreich, Griechenland, Spanien, Portugal — nahe liegend, antidemokratische Tendenzen aufmerksam wahrzunehmen und ihnen frühzeitig entgegenzutreten. Über den westeuropäischen Rahmen hinaus wurden zunehmend auch die Länder der „Dritten Welt“ und die Staaten jenseits des „Eisernen Vorhangs“ in das für die Selbstverortung relevante internationale Bezugssystem eingerückt. Am Ende des Jahrzehnts war die Sichtweise fest etabliert, dass nicht mehr unbedingt die Differenz der Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme in Ost und West entscheidend war, sondern ihre Gemeinsamkeiten als moderne Industriegesellschaften.
In Wolfgang Kraushaars Buch “1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur” sind für diesen Zusammenhang zwei thematische Blöcke besonders interessant, die durch jeweils zwei Aufsätze behandelt werden und das Spannungsfeld zwischen einem gesamtdeutschen und einem internationalen Bezugsrahmen vor allem westlichen Zuschnitts thematisieren. Wolfgang Kraushaar, 1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur, Hamburg 2000. Darin die Aufsätze “Rudi Dutschke und die Wiedervereinigung” (S. 89-129), “Die neue Unbefangenheit. Zum Neonationalismus ehemaliger 68er” (S. 172-195), “Die erste globale Revoltion” (S. 19-52) und “Die transatlantische Protestkultur” (S. 53-80). Dass die westdeutsche Studentenbewegung sich als Teil einer internationalen Bewegung sah, hatte mit der Delegitimation des Nationalen nach 1945 zu tun, mit Jazzmusik, Existenzialismus und Beatniks. Eine ganze Reihe von SDS-Aktivisten hatte überdies vielfältige Auslandserfahrungen — als Tramps oder Teilnehmer der zahlreichen Austauschprogramme. Andererseits waren sie Angehörige einer geteilten Nation und verspürten die Folgen dieser Situation, vor allem jene SDSler, die in der DDR aufgewachsen und kurz vor dem Mauerbau in den Westen gekommen waren. Kraushaar misst der Teilungssituation völlig zu Recht beträchtliche Bedeutung zu, mehr als dies in der Regel der Fall ist. Angesichts dessen, was der Autor über Rudi Dutschkes Sicht der Wiedervereinigung herausgefunden hat, kann man eine ganze Reihe von Annahmen getrost über Bord werfen. Zum Beispiel die, dass die Idee der Wiedervereinigung allein eine Phantasie der berühmten “Ewiggestrigen” gewesen sei, in den jungen Eliten hingegen keine Rolle mehr gespielt habe. Vor dem Hintergrund seiner DDR-Sozialisation dachte Dutschke immer in gesamtdeutschen Bezügen. Schon wenige Tage nach den Schüssen auf Benno Ohnesorg entwickelte er das Konzept, West-Berlin zur rätedemokratischen Mustersiedlung umzubauen und damit den festgefahrenen Gesellschaften in Ost- und Westdeutschland einen Dritten Weg vorzuführen — in der Hoffnung, dass die Ausstrahlungskraft dieser autonomen Modellrepublik die beiden von äußeren Mächten abhängigen Teilstaaten zum Einsturz bringen und zu einer Wiedervereinigung auf antiautoritärer Grundlage führen könnte. In den mittleren und späten 70er Jahren wurden nationale Stimmen in den Gruppierungen, die sich aus der Studentenbewegung gebildet hatten, lauter. KPD/AO und KPD/ML führten eine prononciert „nationale“ Politik, die durchaus nicht nur rhetorischen Charakter hatte. Auch Dutschke äußerte sich nun unverblümter als zuvor in diesem Sinne. Kraushaar setzt sich in einem weiteren Aufsatz scharf mit der auffälligen Zuwendung mancher Exponenten der Studentenbewegung zur nationalen Rechten hin auseinander. Wenn Bernd Rabehl 1989 behauptete, die Radikalen des West-Berliner SDS hätten, gestützt auf Mao und Che Guevara, “‘nationale Befreiung’ als einen Kampf gegen Stalinismus und Imperialismus” interpretiert (S. 123), dann vereinnahmte dies sicherlich unzulässig eine größere Gruppe des SDS, die Derartiges nie dachte. Auf der anderen Seite aber lösten Dekolonialisierungsprozesse und nationale Befreiungstheorien in Deutschland mehr noch als in anderen Ländern selbstbezügliche Assoziationen aus, weil das Land geteilt war. Nicht zuletzt in der politischen Linken innerhalb und außerhalb der SPD gab es einen ausgeprägten Neutralismus, der auch von der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung lebte. Dass derartige nationale Sentiments, nachdem im Jahre 1990 das große Ziel erreicht war, von manchen teleologisch überzeichnet wurden, ja im Extremfall sogar im Rechtsradikalismus enden konnten, kann kaum verwundern. Allerdings weiß man über Rückhalt und Ausprägung derartiger Einstellungen noch viel zu wenig. Kraushaars kritische Rekonstruktion macht deutlich, dass eine genauere Untersuchung der Verankerung und Transformation nationaler Ideen unter jungen westdeutschen Intellektuellen in den 60er Jahren überaus lohnend wäre.
In zwei Aufsätzen über die Internationalität des Phänomens “1968” interpretiert der Verfasser die verschiedenen Bewegungen und Ereignisse, die sich in diesem Jahr zu einer “weltweiten Explosion” (S. 23) verdichteten, als “erste globale Rebellion”. Tatsächlich ist die These einleuchtend, dass die Vielzahl der Ereignisse dieses Jahres in Vietnam, Washington, Berlin, Paris und Prag den nationalen Öffentlichkeiten schlagartig zu Bewusstsein brachten, dass die Welt ein überschaubares “global village” sei. Die internationalen Verflechtungen durch Politik, Wirtschaft und Konsum hatten schon zuvor stark zugenommen, auch hatte es nicht an medialen Großereignissen gefehlt, doch ihre hohe Verdichtung im Jahre 1968, gekoppelt an die nun nahezu flächendeckende massenmediale Versorgung könnte doch einen qualitativen Sprung bewirkt haben. Gut möglich, dass die Schockwirkung dieser Ersterfahrung dazu beigetragen hat, 1968 gleichzeitig zu “Mythos, Chiffre und Zäsur” werden zu lassen. Kraushaar beschreibt die Mehrdimensionalität der internationalen Kontakte und Einflusssphären vor allem am Beispiel der deutschen Szenerie. Unter der Konzentration auf die deutschen Ereignisse gerät in diesem Text die eigentliche These, die etwas mehr Fundamentierung gut vertragen könnte, etwas aus dem Blick. In dem zweiten Text zu diesem Themenkomplex allerdings wird dann detailliert auf einen bestimmten Aspekt der Globalisierung eingegangen, nämlich auf den Transfer des “zivilen Ungehorsams” der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung nach Westdeutschland. Hier dokumentierte sich bereits 1965 der Versuch, mit Hilfe von “direkten Aktionen” und “begrenzter Regelverletzung” die vermeintliche Hermetik einer manipulierten Öffentlichkeit zu durchstoßen, um Artikulation und Partizipation von Minderheiten zu ermöglichen, die schließlich auch die Mehrheit erfassen sollten. Darin zeigt sich exemplarisch, wie sehr transatlantische Transfers die westdeutsche Ausprägung der Studentenbewegung beeinflusst und zum Eindruck einer “globalen Rebellion” beigetragen haben. Allerdings kann, auch dies zeigt Kraushaar, von einer pauschalen Übernahme nicht die Rede sein. Vielmehr wurden die amerikanischen Ideen diskursiv eingepasst in bestimmte europäische und deutsche Traditionslinien. Vgl. dazu Michael A. Schmidtke, Reform, Revolte oder Revolution? Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) und die Students for a Democratic Society (SDS) 1960-1970, in: Gilcher-Holtey (Hrsg.), 1968, S. 188-206.
Schon im Jahre 1997 hatte ein Leipziger Herausgeberkreis die Frage aufgeworfen, inwiefern man “1968” als “europäisches Jahr” ansehen könnte. Etienne François, Matthias Middell, Emmanuel Terray, Dorothee Wierling (Hrsg.), 1968 - ein europäisches, Leipzig 1997. Hier wurde besonders intensiv Immanuel Wallersteins These diskutiert, es habe sich bei diesem Phänomen um eine „Revolution im Weltsystem“ gehandelt. Immanuel Wallerstein, 1968 — Revolution im Weltsystem, in: ebd., S. 19-36 sowie Giovanni Arighi, Terence Hopkins, Immanuel Wallerstein, 1989 — Die Fortsetzung von 1968, in: ebd., S. 147-164. Anknüpfend an Wallerstein interpretiert Beate Fietze in ihrem Beitrag für den von Rainer Rosenberg, Inge Münz-Koenen und Petra Boden herausgegebenen Band „1968“ als internationale Revolution gegen die bereits machtpolitisch etablierten Reformbewegungen. Beate Fietze, “A spirit of unrest”. Die Achtundsechziger-Generation als globales Schwellenphänomen, in: Rosenberg, Münz-Koenen, Boden, S. 3-25. Sie ergänzt diesen Ansatz um Eric Hobsbawms These von einem scharfen generationellen Konflikt, der durch die extrem tiefen gesellschaftsgeschichtlichen Einschnitte in der Jahrhundertmitte verursacht worden sei, und entwickelt in Anknüpfung an und in Abgrenzung von beiden sowie unter Rückgriff auf Karl Mannheims Begriffsbestimmung eine anregende Theorie von der „Globalisierung des Generationszusammenhangs“, in der die Generation der „68er“ als sozialer Träger eines internationalen Erneuerungsprozesses interpretiert wird. Tatsächlich gerieten auf der politischen Ebene die staatstragenden Institutionen vieler Länder in diesem Jahr in tiefe Legitimationskrisen. Dazu im Detail Fink, Gassert, Junker, 1968. Und auch auf der Ebene der von der „68er-Bewegung“ in den Vordergrund gerückten Themen und Aktionsstile lassen sich unschwer transnationale Parallelen ausmachen, zumal über die Universitäten als institutionelle Basis der Akteure derartige Kontakte verhältnismäßig leicht herzustellen waren. Überhaupt sieht Fietze nicht „die Jugend“ an sich als Trägergruppe des Wandels an, sondern insbesondere die besser gebildeten jungen Leute, also in erster Linie Studierende. Den entscheidenden Faktor für den globalen Charakter der „Revolution“ von 1968 lokalisiert sie in der Tatsache, dass nach 1945 ein globaler politischer Bezugsrahmen bipolaren Zuschnitts etabliert wurde, der die einzelnen nationalen Gesellschaften stark bestimmte, sich aber im Laufe der 50er und frühen 60er Jahre überlebt hatte und überwunden werden musste.
So anregend derartige theoretische Deutungsversuche sind, so schwierig ist es oftmals, sie mit dem überbordenden empirischen Material zu einem schlüssigen Gesamtbild zu verbinden — insbesondere dann, wenn es um komplexe internationale Entwicklungen geht. Je umfassender der Gegenstand, desto größer die Neigung, komplizierte Zusammenhänge und widerstrebende Empirie unter das Dach theoretischer Annahmen zu zwängen. Diesen Schluss jedenfalls legt die Arbeit nahe, die Michael Kimmel vorgelegt hat. Michael Kimmel, Studentenbewegungen der 60er Jahre. Frankreich, BRD und USA im Vergleich, Wien 1998. Der Autor umgreift die Studentenbewegungen in Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland und den USA, und zwar unter einem doppelten Blickwinkel: Zum einen sollen die in diesen Ländern entstandenen theoretischen Konzepte zur Deutung der Studentenbewegung dargestellt und diskutiert werden, zum anderen werden die jeweiligen nationalen Ausprägungen der Bewegungen selbst als neue soziale Bewegungen interpretiert und verglichen. Jeweils für sich viel versprechende Fragestellungen, doch in ihrer Verbindung schwierig zu handhaben. Kimmels Abhandlung will zuviel und bleibt deshalb oftmals an der Oberfläche — vor allem in ihrem zweiten Teil. Hier werden allzu viele bekannte Interpretationstopoi wiederholt; sie können im Grunde auch nicht überprüft werden, weil es der Arbeit eklatant an Empirie mangelt. So führt das Übergewicht an theoretischen Annahmen zu oft spekulativen Allgemeinplätzen ohne weiterführenden Erkenntniswert. Was etwa ist neu an Kennzeichnungen wie “manichäische Totalperspektive”, “politische Romantik” oder “quasi-religiöser Messianismus” (S. 175) als Bestandteile einer vom Autor idealtypisch gedachten “Psychologie” des Studentenprotests? Ungeprüft übernommen wird auch die Behauptung, Bildungsreform, Planungseuphorie oder die zunehmende berufliche Integration von Frauen seien ursächlich auf die Studentenbewegung zurückzuführen (S. 237). Hier zeigt sich, dass ein genauerer Blick auf die historischen Verläufe auch der theoretischen Präzision zuträglich gewesen wäre. Sehr viel nützlicher ist hingegen der erste Teil des Buches, der kein empirisches Gegengewicht braucht, weil er sich ausschließlich den theoretischen Versuchen zur Verortung der Studentenbewegungen widmet. Er gibt einen recht instruktiven Überblick über die in den fraglichen Ländern entwickelten Zugänge und hilft demjenigen, der sich im Dickicht der Theorien eine erste Orientierung verschaffen will. Die Synopse umfasst zeitgenössische sowie neuere Theorien und überdies auch Versuche, die verschiedenen Ansätze zu systematisieren. Sie bezieht die Analysen des gesellschaftlichen Wandels von Herbert Marcuse, Jürgen Habermas, Daniel Bell oder Alain Touraine ebenso ein wie Selbstinterpretationen der Studentenbewegung und Deutungsversuche insbesondere US-amerikanischer und westdeutscher Sozialwissenschaftler.
Während Kimmels Studie den Eindruck bestätigt, dass manche wissenschaftlichen Annäherungen an die Studentenbewegung noch immer an einem Theorieüberschuss und einem Historisierungsmangel leiden, So Philipp Gassert, Pavel A. Richter (Hrsg.), 1968 in West Germany. A Guide to Sources and Literature of the Extra-Parliamentarian Opposition, Wahington, D.C.: The German Historical Institute 1998 (=Reference Guide No. 9), S. 8. zeigt Ingrid Gilcher-Holteys jüngster Überblick die beträchtlichen Erkenntnismöglichkeiten, die in der Verbindung von theoretisch inspirierter Fragestellung und profunder Empirie liegen. Es handelt sich um eine knappe zusammenfassende Darstellung der “68er Bewegung” in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien und den USA. Ingrid Gilcher-Holtey, Die 68er Bewegung. Deutschland — Westeuropa — USA, München 2001. Die Arbeit besticht vor allem dadurch, dass sie in einem konzentrierten Durchgang die internationalen Interdependenzen der nationalen Bewegungen herausarbeitet und damit deutlich macht, dass und inwiefern “die 68er Bewegung” eine internationale Bewegung war, die durch einen nationalen Blickwinkel allein nicht adäquat erfasst werden kann. So wird etwa die Gleichzeitigkeit bei der Herausbildung der intellektuellen Strömung der “Neuen Linken” deutlich, die Anfang der 60er Jahre entstand. Auch arbeitet die Autorin die unterschiedlichen Ansätze heraus, mit denen studentische “Avantgarde”-Gruppierungen in den USA und der Bundesrepublik wiederum übereinstimmend eine Demokratisierung der Hochschule und der Gesellschaft voranzubringen gedachten. Doch nicht nur intellektuelle Strömungen und Kritik am Zustand westlicher Gesellschaften lösten eine internationale Synchronizität aus. Situative Faktoren wie der Vormarsch der Befreiungsbewegungen in der “Dritten Welt” oder der Vietnamkrieg wurden zu Katalysatoren dieser Gleichzeitigkeit. Auch die Herausbildung rivalisierender Gruppierungen auf dem Höhepunkt der Bewegungen bildet eine strukturelle Gemeinsamkeit — aus der Sicht der Autorin handelte es sich dabei nicht zuletzt um das kontraproduktive Resultat der Versuche, den fluktuierenden Zusammenhängen festere organisatorische Formen zu verleihen. Als wichtigstes gemeinsames Ziel dieser Bewegungen in der westlichen Welt wird die Erweiterung der Partizipationsmöglichkeiten und die Veränderung der Bewusstseinszustände betrachtet.
Wie schon in ihren bisherigen Publikationen zu diesem Thema stützt sich die Verfasserin auf die Annahmen und Kategorien der “Sozialen Bewegungsforschung”. Vgl. die Einleitung zu Gilcher-Holtey (Hrsg.), 1968, S. 7-10 sowie dies., “Die Phantasie an die Macht”. Mai 68 in Frankreich, Frankfurt/M. 1995, S. 15-22. Sie sieht ihren Untersuchungsgegenstand als eine solche “soziale Bewegung”, die per definitionem “sozialen Wandel [...] herbeiführen, verhindern oder rückgängig machen“ will (S. 10). Diesen Annahmen folgt auch der Aufbau des Buches: Zunächst wird die Entstehung der “Neuen Linken” und die Herausbildung der “Avantgarden” künftiger sozialer Bewegungen in den frühen 60er Jahren geschildert. Im zweiten Schritt wird dann “Das Praktischwerden der Theorie” untersucht, das etwa in der Mitte des Jahrzehnts vonstatten ging, drittens die “Mobilisierungsprozesse” auf dem Höhepunkt der Studentenbewegungen in den Jahren 1967/68 und schließlich ihr sich unmittelbar anschließender Zerfall. Diese Struktur bietet sich an, weil sie auf einem diachronen Grundraster ruht, sie entspricht wohl auch tatsächlich dem inneren Verlauf der Entwicklungen innerhalb der “Neuen Linken”. Allerdings stellt sich die Frage, ob damit das Phänomen der “68er Bewegung” angemessen erfasst ist. Das Buch konzentriert sich auf die intellektuellen und politischen Aspekte des Umbruchs, die zweifellos wichtig sind, aber für eine umfassende Bewertung wohl nicht ausreichen. Hinzu kommt, dass das im Grunde genommen recht schlichte Modell, einige Vordenker hätten einige neue Ideen gehabt, die über Avantgardegruppierungen verbreitet und von einer größeren Masse zumindest partiell umgesetzt worden seien, wesentliche Entstehungs- und Bedingungsfaktoren ausblendet. Tatsächlich spielen die sozialen Umschichtungs- und Differenzierungsprozesse, die überhaupt erst die Voraussetzungen dafür schufen, dass eventuell eine Idee zur materiellen Gewalt werden konnte, unter diesem Blickwinkel kaum eine Rolle. Der kulturelle Aspekt der “Bewegung”, die Entstehung und Ausformung der konsumistischen Massenkulturen und der “Counterculture”, wird wohl angerissen, bleibt aber unterbelichtet, weil das theoretische Konzept an dieser Stelle an seine Grenzen stößt. Denn noch viel schwieriger als bei unmittelbar politischen Fragen ist hier zu bestimmen, inwieweit die Praktiken hunderttausender Akteure überhaupt auf die Ideen einzelner Vordenker oder Avantgardegruppen zurückgeführt werden können. Gilcher-Holtey reflektiert diese Probleme durchaus, bleibt aber am Ende doch in der Fixierung auf die Ideen der “Neuen Linken” als positivem Ausgangspunkt der “68er Bewegung” befangen. Konsequenterweise geraten auf diese Weise auch die politischen und organisatorischen Optionen, die viele Akteure nach 1968 verfolgten, als Abweichungen von der reinen Lehre aus dem Blick. Die Zuwendung zur SPD, zu den K-Gruppen oder zur RAF erscheint aus dieser Perspektive vor allem als Bruch, wobei doch gerade das genaue Mischungsverhältnis von Kontinuität und Diskontinuität auszuloten wäre. Nichtsdestoweniger steht außer Zweifel, dass in diesem schmalen Bändchen ein außerordentlich nützlicher Überblick zur Entwicklung der “68er Bewegung” als internationaler Bewegung geboten wird, der reich an Informationen ist, dicht argumentiert und nicht zuletzt durch einen streitbaren theoretischen Ansatz zu weiterführenden Diskussionen anregt.
4. Abseits der „Metropolen“. Die regionale Dimension
Zu den Strukturmerkmalen der Studentenbewegung gehört ihre regionale Differenziertheit. Gruppierungen und Auseinandersetzungen waren stark von örtlichen Spezifika geprägt — der jeweiligen Sozialstruktur der Bevölkerung, den Toleranzgraden von örtlichen Medien und Eliten, den Persönlichkeiten und politischen Präferenzen regionaler Führer. Bislang liegen kaum systematische Darstellungen lokaler Bewegungen vor, oftmals handelt es sich bei dem vorliegenden Material um Collagen aus Überresten der Auseinandersetzungen und reflektierenden Nachbetrachtungen. Dass derartige Publikationen dennoch einen erheblichen Erkenntnisgewinn ermöglichen, zeigen beispielhaft zwei Veröffentlichungen. Vgl. außerdem: Olaf Dinné, Jochen Grünwaldt, Peter Kuckuk (Hrsg.), anno dunnemals: 68 in Bremen, Bremen 1998 sowie die Monographie von Lothar Strogies, Die Außerparlamentarische Opposition in Nürnberg und Erlangen, Erlangen 1996. Während in dem von Venanz Schubert herausgegebenen Buch schwerpunktmäßig die Münchener Studentenbewegung behandelt wird, Venanz Schubert (Hrsg.), 1968. 30 Jahre danach, St. Ottilien 1999. konzentriert sich der von Kurt Holl und Claudia Glunz herausgegebene Band “1968 am Rhein” auf die Vorgänge der Jahre 1966 bis 1971 in und um Köln, Kurt Holl, Claudia Glunz, Satisfaction und Ruhender Verkehr. 1968 am Rhein, Köln 1998. und er entfaltet dabei ein unglaublich buntes Kaleidoskop an Themen. Dieser großformatige Band, in einer Kombination von zumeist unbekanntem Bildmaterial, kürzeren Primär- und Sekundärtexten brillant gestaltet, zeigt eindrucksvoll, wie vielschichtig die Umbrüche in den späten 60er Jahren waren, nicht nur in den Metropolen Westberlin oder Frankfurt, sondern auch abseits der Zentren. Aus der regionalen Perspektive liegt es nahe, sich nicht an den Dutschkes und Krahls zu orientieren noch an der Macht der von ihnen vorgegebenen Ideen, sondern statt dessen genau auf die örtlichen Personen und Ereignisse zu schauen. Und das ist überaus fruchtbar, denn dadurch kommen nicht nur andere, bislang völlig unbekannte Akteure und Themen zur Sprache, sondern es werden auch neue Fragestellungen sichtbar. Insofern zeigt dieses charmante Buch, dass der regionale Blickwinkel — ganz ähnlich wie die internationale Perspektive — den in der öffentlichen Geschichtskultur fest gefügten Kanon der Bilder von 1968 aufbrechen und einen weiterführenden Forschungspfad erschließen kann. Auf der regionalen Ebene ist ganz unübersehbar, dass der politische Umbruch kaum zu trennen ist von den vielen Aufbrüchen im Alltagsleben. Kurt Holl und Claudia Glunz haben keine wissenschaftlich abständige An
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Citation:
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